Okay, ich kann das verstehen: Wer sich mindestens ein Jahr, oft noch deutlich länger, intensiv für etwas einsetzt, der ist über endgültiges Scheitern enttäuscht. Und ich gebe es zu: Auch ich finde es Schade, dass Hamburg [[Nein]] zu Olympia gesagt hat.
Auch Sportler wie Robert Harting haben das Recht enttäuscht zu sein. Aber trotzdem sollte man sich so sehr im Griff haben, dass es nicht in blinde und schlichte Aggression umschlägt. Nur weil man aber [[Nein]] zu olympischen Spielen sagt, hat man noch lange nicht die [[Vision von McDonalds und von unbeweglichen, von dicken Kindern]], wie es Harting vermutet. Solche „Argumentation“ ist sinnfrei, weil sie jegliche Existenz von sinnvollen Gegenargumenten verneint. Die aber gibt es: Sei es das nicht unbegründete Misstrauen gegen die Sportverbände dieser Welt. Ob die im Falle von IOC und DOSB berechtigt ist, sei mal dahin gestellt. Aber Sicherheit gibt es in dieser Frage eben nicht. Und ob dort Korruption existiert kann wohl nicht einmal ein Olympionik selbst sicher ausschließen. Man weiß es eben nicht. Auch ist es eben keinesfalls sicher, dass eine Stadtentwicklung oder Tourismusförderung in dem Maße stattfinden würde, dass sich der Aufwand der Organisation von Olympia lohnt.
Man muss diese Argumente nicht teilen, keineswegs. Aber man muss die akzeptieren. Die Politik hat das getan. Die Bundesregierung, der Hamburger Senat. Gleichzeitig haben diese Institutionen ihre Enttäuschung aufgezeigt. Auch das ist legitim. Aber das demokratische Ergebnis steht und das mit Recht.
Verwunderlicher als die Antworten der Politik waren da schon die Pressereaktionen. Die nämlich verkündetet – sofern Meinung kommuniziert wurde – recht einhellig Enttäuschung über die Entscheidung, wie „Meedia“ es dokumentiert hat. Tatsächlich musste ich relativ lange suchen, bis ich eine Gegenmeinung gefunden habe. Besonders die Hamburger Zeitungen zeigten recht eindeutig ihre Tendenz. Von einer Blamage war da die Rede, auch von einer Chance, die auf Jahrzehnte hin vertan ist.
Nun war ich selbst in den vergangenen Monaten stets verwundert, wenn von einer (freundlich ausgedrückt) Gleichförmigkeit der Medien gesprochen wurde. Dass der breiten Kanon der Medien einer Meinung ist, wenn Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit abgelehnt wird ist klar. Das hat auch tatsächlich wenig mit einer Gleichschaltung zu tun, sondern viel mehr mit dem (glücklicherweise in der breiten Bevölkerung) vorherrschenden freiheitlich-demokratischen Grundkonsens. Wenn aber in einer eindeutig ambivalenten Frage wie dem Hamburger Bürgerentscheid zu Olympia die Pressereaktionen so eindeutig sind (und die Bedenken der Gegenseite nicht immer aber an vielen Stellen ignoriert werden), dann macht das zumindest nachdenklich. Immerhin haben die Gegner eine Mehrheit der Stimmen versammelt. Man mag mir vorwerfen, dass ich zu wenig (oder die falschen) Medien konsumiert oder recherchiert habe. So oder so: Die Medien sind deswegen noch lange keine [[Lügenmedien]]. Aber mehr Vielfalt in der Berichterstattung würde dennoch nicht Schaden. Und bei über 50 Prozent der Stimmen sollte es wohl nicht soo schwer fallen jemanden zur Gegenrede zu finden.
Und wer weiß: Vielleicht kriegen wir dann Olympia 2040 in Weimar. Und ganz ohne dicke Kinder.
Anmerkung:
Huch, das Blog lebt. Ja, aber wie lange und regelmäßig ich poste: Mal sehen was geht.
Peter Jebsen sagt:
Spiegel, stern und NDR haben das Ergebnis in sehr guten Kommentaren begrüßt.
1. Dezember 2015 — 11:00
Frederic Servatius sagt:
Ich gebe zu: Den NDR-Beitrag habe ich überlesen. Stern und Spiegel habe ich durchaus gesehen, das änderte für mich aber wenig an dem insgesamt vor allem in der lokalen Berichterstattung doch recht einhelligen Echo.
1. Dezember 2015 — 11:21
Peter Jebsen sagt:
Die lokale Berichterstattung habe ich wiederum nicht verfolgt. Die soll wirklich ziemlich einseitig gewesen sein.
1. Dezember 2015 — 11:26