Ausgesprochen: Rund 480 öffentlich-rechtliche Mitarbeiter sind bei Olympia vor Ort. Ist das zu viel?
Wir sind in etwa in der Größenordnung von London was die Mitarbeiterzahl angeht. Also man kann sie auch sagen, ist gar kein Geheimnis. Es sind rund 480. […] Also wir sind im Prinzip in der Dimension auch was die sonstigen Kosten angeht von London. Wir machen das ja mit Akribie inzwischen, dass wir die Kosten drücken.
Volker Herres, Programmdirektor Das Erste
auf der Pressekonferenz von ARD und ZDF zur Übertragung der Olympischen Spielen 2016
Es muss für Zeitungsmenschen wie für Kritiker des Rundfunkbeitrags klingen wie wahrer Hohn. 480 Leute vor Ort? Dazu Kosten, die aufgrund der schlechteren Infrastruktur und den weiten Transportwegen nach Rio ein gutes Stück über 20 Millionen Euro liegen müssten. Dafür muss Oma lange Stricken. Richtig, muss sie. Aber sie kann dabei zumindest Sport schauen.
Denn immerhin: Fast 1000 Sendestunden (in den TV-Kanälen wie online), alleine 340 in den Hauptprogrammen von ARD und ZDF versprechen die Verantwortlichen dafür. Das ist einiges an Programm. Und trotz sommerlicher Temperaturen sind die Zuschauerzahlen bekanntermaßen meist sehr ordentlich.
Die Öffentlich-Rechtlichen tun dies, während große Zeitungen wie Süddeutsche Zeitung oder F.A.Z. mit 7 oder gar nur 5 Redakteuren vor Ort sind. Zugegeben: Es handelt sich dabei nur um die Redakteure, eventuell kommen noch Fotografen oder verschiedene Helfer dazu. Aber deutlich mehr als zehn Mitarbeiter dürften es bei den beiden Blättern kaum sein.
Doch der Vergleich hinkt. Nicht nur, dass die Arbeit mit Bewegtbild einen deutlich höheren Aufwand in der Produktion bedeutet, auch sind ARD und ZDF eben die Rechteinhaber. Eine Zeitung könnte im Zweifelsfall auch einfach vorm TV sitzen und Berichte verfassen. Klar, das tut sie im Regelfall nicht. Wenn sie gut ist, liefert sie sogar die bessere, tiefergehende Hintergrundberichterstattung. Aber der Aufwand in der reinen Produktion ist eben geringer. Und ARD und ZDF sparen auch bereits an den Mitarbeitern: 2008 waren in Peking noch etwa 700 Mitarbeiter dabei.
Fast lächerlich klein wirkt das Team der öffentlich-rechtlichen Anstalten zudem, wenn man sich anschaut, wie viele Leute das US-Network NBC vor vier Jahren mit nach London schleifte: 2.800 alleine in London, dazu noch 700 in der Heimat New York. Quasi Mitarbeiter auf einer Fläche so groß wie das Saarland.
Der Aufwand darf also durchaus als angemessen angesehen werden. Gleichzeitig dürfte es den gemeinen „Zwangsgebühren“-Schreihals freuen, dass künftig Eurosport das Zepter übernehmen und Olympia hoheitlich an sich reißen wird. Also vielleicht. Wenn es nicht doch noch Sublizenzen für ARD und ZDF gibt. Darüber kann man natürlich auch diskutieren: Müssen die Öffentlich-Rechtlichen übertragen? Aber spätestens wenn die deutsche Mahjong-Nationalmannschaft im Achtelfinale der Asienmeisterschaften steht, ist das Geschrei wieder laut. Vor allem dann, wenn 9Live nicht dazu bereit ist, die teuer erkauften Rechte für 1,50 Mark herzugeben.
Immerhin lässt Herres dann noch ein Wort fallen, über das man sich unter dem Facebook-Post zu diesem Artikel gerne aufregen darf, wenn man ohnehin cholerisch unter jeden Artikel drunterschreit: „Inzwischen“ sagt der gute Mann. Attestiert man den öffentlich-rechtlichen Programmen, dass sie derzeit tatsächlich auf die Kostenbremse drücken, haben sie damit wohl indirekt wenigstens zugegeben, dass das Geld früher auch Mal mit vollen Händen rausgeworfen wurde. Und wenn das für einen Aufreger nicht reicht, kann man sich immer noch Tatsachen zurechtbiegen. Hiermit erkläre ich die Kommentarspalte für eröffnet.
Offenlegung: Der Autor dieses Beitrags arbeitet als Student im Verlag der F.A.Z.
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