Jedes Jahr fertigt der Frankfurter Flughafen mehr als 60 Millionen Passagiere ab. Eine Flughafenrundfahrt zeigt die Ausmaße des Luftfahrtdrehkreuzes, das mit dem im Bau befindlichen Terminal 3 weiter wachsen soll. Eine Rundfahrt, die vor allem deswegen sehnsüchtig macht, weil gerade kein Flug ansteht. Eine Foto-Reportage.
„Das müsste gerade die Maschine nach Tel Aviv sein“, erklärt Flughafenguide Dominic Wohlleben, und wirft wenige Worte später mit anderen Städten um sich. Mehr als 299 Flughäfen in der ganzen Welt werden vom Frankfurter Flughafen aus angesteuert. Alleine während sich unsere Besuchergruppe zum Abfahrtsort für die Flughafentour begibt, starten Maschinen in diverse Nationen.
„Alle Welt reist.“ Das wusste Theodor Fontane schon 1894. Seit der Frankfurter Flughafen 1936 eröffnet wurde, ist auch hier das Reiseaufkommen stetig gewachsen. Doch während alle Welt reist, blickt die Besuchergruppe sehnsüchtig auf die abhebenden Maschinen.
Die Rundfahrt beginnt: Nach der Busfahrt zum dritten Terminal müssen alle Teilnehmer den Sicherheitscheck überstehen. Die neuen Gebäude sollen 2023 eröffnet werden – Dominic Wohlleben ist sich sicher, dass man damit noch vor dem Berliner Flughafen fertig ist.
Mindestens 300 Millionen Euro
Wenn schon niemand abhebt, ist immerhin ein Blick unter das Flugzeug möglich: 78 Meter ist diese Frachtmaschine lang und kann 16 Stunden reine Flugzeit ohne Zwischenstopp unterwegs sein, wie Dominic Wohlleben erklärt. Mindestens 300 Millionen Euro kostet diese Boeing 747 – wer nicht einsteigt, kann also immerhin nichts teures kaputt machen.
Unter dem Flugzeug findet sich unter anderem das Positionslicht, das Flugzeuge auch aus weiter Entfernung gut sichtbar werden lässt. Die Leuchte ist so angebracht, dass sie aus einem Winkel von 60 Grad um das gesamte Flugzeug herum zu sehen ist – egal von welcher Seite man schaut.
Die Rundfahrt führt weiter zu einer Frachtmaschine. Man sagt, das schmerzlichste an der Reise sei sie nicht zu tun. Schlimmer als jeder Reiseschmerz wäre aber vermutlich, wenn die Frachtflugzeuge ihre Arbeit nicht machen würden. 2.113.594 Tonnen Frachtgut wurden 2016 laut dem internationalem Dachverband der Flughafenbetreiber ACI am Frankfurter Flughafen verladen. Auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Mehr als 400.000 Kilogramm Gesamtgewicht
Um einen Teil zum Gesamtvolumen beizutragen, landet diese Boeing 747-400 ERF und parkt auf dem Gelände des künftigen Terminal 3. Mehr als 112.000 Kilogramm Ladung kann sie aufnehmen, das gesamte Fluggewicht liegt bei etwa 413.000 Kilogramm – nicht gerade ein Leichtgewicht.
Weil die Maschine bereits wenige Stunden nach ihrer Landung wieder befüllt abheben soll, gibt es keine Zeit zu verlieren. Trotzdem müssen auch die Logistiker vor Ort noch einmal abgetastet werden: Weil es schon beim Betreten des Flughafens eine Sicherheitskontrolle gibt, werden die Mitarbeiter gleich doppelt gecheckt.
Mehr Fracht in Passagiermaschinen als in Frachtflugzeugen
Mehr als 64 Millionen Fluggäste hatte der Frankfurter Flughafen 2017 – unsere Besuchergruppe leistet zumindest an diesem Tag keinen Beitrag dazu, dass die Zahl 2018 höher ausfällt. Auf dem Weg zu Terminal 1 sehen wir diese Flugzeuge von Lufthansa und Ethiopian Airlines. Tatsächlich aber tragen die Flieger auch etwas dazu bei, dass mehr Güter den Weg nach Frankfurt finden: 70 Prozent aller Luftfracht wird in Passagiermaschinen transportiert.
Über den Frankfurter Flughafen landet mehr frischer Fisch im Land als über den Hamburger Hafen. Sogar ein Walross für den Zoo in Hannover ist am Flughafen mal gelandet. Solch tierische Gesellschaft hat dieser Gepäckwagen nicht bekommen. Er steht einsam auf dem Vorfeld, während unsere Tour ihr Ende findet.
In insgesamt 96 Länder könnte man von Frankfurt aus reisen. Doch für unsere Gruppe bleibt nur die Möglichkeit, die abhebende Maschine von unten zu betrachten, ehe der Heimweg ansteht. Trotz der enormen Ausmaße des Luftfahrtdrehkreuzes Frankfurt, wirkt die Maschine von unten betrachtet allzu klein. Begnügen können wir uns insofern mit einem Gedanken des Schriftstellers Georg Weerth: „Man reist nicht billiger und nicht schneller als in Gedanken.“ Für Frachtgut gilt das aber vermutlich nicht.
Fotos: Frederic Servatius