Rezensionen zu Filmen, Serien oder was sonst noch so gezeigt oder ausgespielt wird.
Wer im „Glashaus“ bloggt, sollte mit Beiträgen werfen, Kommentar zum Transparenz-Blog „Glashaus“ von ZEIT ONLINE, Übermedien.de vom 15. Februar 2018:
„Es gibt nur wenige journalistische Projekte bei ‚Zeit Online‘, die mehr Zeit benötigt haben als dieses“, schreibt Chefredakteur Jochen Wegner am 6. Dezember 2016, jenem Tag, an dem dieses vollmundig angekündigte Projekt startet: „das Glashaus, unser neues Transparenz-Blog“. […]Das ist ein guter Gedanke. Nur, Spoiler: Durchhaltevermögen hat die „Zeit Online“-Redaktion offenbar nicht mal im Ansatz. Im Gegenteil: Die Bilanz des „Transparenz-Blogs“ ist insgesamt ernüchternd.
Kubrick im «Tatort»: Stuttgart oder das Darknet?, Kritik zum „Tatort: HAL“, Das Erste, Quotenmeter.de vom 27.08.2016
Kubricks‘ HAL stimmt als letzte Vergegenwärtigung des vermenschlichten Computerwahnsinns in der deutschen Synchronfassung das Kinderlied „Hänschen Klein“ an, auch von Bluesky ist dieses Werk zu hören – viel deutlicher könnte die Hommage nicht mehr werden. Und doch ist Bluesky klar eine Weiterentwicklung und trägt gesellschaftlichen Entwicklungen und veränderten Rahmenbedingungen der Gegenwart Rechnung. Gerade die Nutzung von Dating-Plattformen und die Algorithmisierung des Alltags werden wunderbar eingefangen und in eine dystopische Zukunft verkehrt. Sicherlich, ein «Tatort» kann schon allein aus finanziellen oder zeitlichen Ressourcen kein Kubrick sein, auch die Laufzeit beschränkt da: Doch aus seinen Mitteln und den 90 Minuten holt der Film tatsächlich einiges raus und kreiert ein düster-verbittertes Monstrum der Chip-Macht und ist damit eine mehr als würdige „Verbeugung vor Stanley Kubrick“ – diese Formulierung hatte Autor und Regisseur Niki Stein selbst im Zusammenhang mit der Produktion gewählt.
Zombies mit Einbaukindern und zwei Küchen, Kritik zum ZDF-Fernsehfilm „Neid ist auch keine Lösung“, Quotenmeter.de vom 31. Mai 2016:
Doch bei den Problemen der Baumgartners hat der Malermeister doch ein wenig tief in den Klischeefarbtopf gegriffen: Die Tochter verlangt (genau in dieser Formulierung) das „neue Smartphone“, schließlich hätten das ja alle und es koste im neuen Angebot sogar nur einen Euro. Während sich Marie mit ihrer arroganten Chefin rumschlägt, muss der Zuschauer mit Popmusik von früher Vorlieb nehmen. Wenn die beiden also versuchen ihren zweiten Frühling zu erleben wird das mit „Forever young“ untermalt, wenn sie an das denken, was hätte sein können gibt es „Dreams of my reality“ zu hören. Botschaft angekommen. Immerhin: Erzählt wird die Geschichte in launiger Manier. Wenn Marie einen Wettkampf mit den im Zimmer über ihnen kopulierenden Gastgebern anfängt, wirft Markus wütend ein: „Was ist das hier? Jugend trainiert für Olympia?“ Zudem ertappt man sich als Zuschauer auch immer wieder, wie man sich in die sommerhafte Leichtigkeit des Lebens hineinwünscht, ehe die Gedanken jäh in die Realität zurückschnellen: Klar, mal geht das mit dem Ausbrechen. Aber wir haben es ja eigentlich schon verstanden: Probleme gibt es überall.
Die Ähnlichkeit zu TV–Lab-Produktionen zeigt sich vor allem am Anfang, der mit einer verwackelten Handkamera gleich voll darstellen soll, was für klasse Vorzeige-Nazis die beiden Protagonisten doch sind. Stolz rennen Kai und Thomas und ihr guter, aber leider (beabsichtigt) etwas unruhiger Freund namens Kamera vor Flüchtlingsheime oder brüllen im Bus „Sieg Heil“, wobei gerade dieser Moment (im Gegensatz zu den sonst dargestellten Sequenzen) durchaus authentisch wirkt. Insgesamt wird mit den klischeehaft überzeichneten Figuren jedoch ganz bewusst gespielt, eine realistische Annäherung an die rechte Szene jedenfalls soll das nicht sein. Wirklich konsistent scheint das Bild dabei auch nicht, was jedoch weniger mit der bewussten Überzeichnung und viel mehr mit der Verknüpfung von verschiedenen Typen des Neonazis zu tun hat. So gibt es ihn durchaus, den hippen, gut angezogenen und auf den ersten Blick gar nicht so radikal wirkenden Rechten, dessen wahre Ideologie zumindest in Ansätzen noch versteckt ist und – soweit möglich – mit einem Stück intellektueller Tiefe und einem großen Haufen Wahnsinn unterfüttert ist. Ebenso gibt es nach wie vor genau eben jenen Nazi der mit Glatze durch das Land rennt und alles anpöbelt, was nicht aussieht wie er oder einen Namen hat, der womöglich nicht aus Deutschland stammt.